Über das Anders sein

‚being different’ – ‚anders sein’, das ist eine der wichtigsten Erfahrungen, die ein Mensch im Lauf seines Lebens macht.

Jeder von uns war schon einmal in einer Lebenssituation ‚anders’ als sein Umfeld. Es gehört zu unserer Natur, das macht uns einzigartig. Selbst wenn ‚Er’ oder ‚Sie‘ sich durch äußere Kennzeichen nicht unterscheidet, es reicht ein Gefühl z.B. unpassend gekleidet zu sein oder die innere Stimme, die sich mit einem ‚das sehe ich aber anders’ meldet.

Was machen wir in dieser Situation?

Nun – es gibt einige Strategien, auf die wir – meist unbewusst – zurückgreifen:

  • Wir ignorieren das Erkennen der Andersartigkeit, vielleicht ist es uns gerade nicht so wichtig und wir wollen einfach weiterkommen. Oder wir schweigen um des lieben Friedens willen, weil wir die Harmonie nicht stören wollen oder weil wir uns einen Konflikt nicht leisten können.
  • Wir minimieren die Abweichung und passen uns an, weil wir dazugehören wollen. Eins sein wollen mit dem Umfeld, nicht auffallen wollen, uns nicht ausgeklammert fühlen wollen.
  • Wir inszenieren die Eigenheit bewusst um uns abzuheben, Aufmerksamkeit zu erlangen, unseren Punkt zu machen und gehen ein Risiko ein. Das Risiko nämlich, durch die Andersartigkeit auf Grenzen und mangelnde Akzeptanz zu stoßen.

Im beruflichen Alltag wird keine dieser Strategien dauerhaft zum persönlichen Erfolg beitragen. Ignoranz des eigenen Seins oder Provokation durch Abgrenzung helfen nicht weiter – weder tut man sich Selbst einen Gefallen, noch dem Unternehmen, von dem man um seiner Einzigartigkeit und individuellen Fähigkeiten willens eingestellt wurde. Und nahezu jedes Unternehmen betont heute mit dem lauten Ruf nach ‚Diversity’ den Wert des ‚Anderen’

Was hilft ist eine konstruktive Anerkennung der Unterschiede. Voraussetzung dafür ist ein Wandel im Fühlen. Ein Weckruf für den Kopf und ein Impuls zu Denken. Ein frischer Blick auf das eigene Weltbild. Und das fordert uns zu allererst als Mensch – mit allen Sinnen, als Individuum – und erst ganz zum Schluss als Bestandteil einer Organisation.

  • Erfasse den Unterschied!
  • Umarme die Andersartigkeit!
  • Respektiere die Verschiedenheit!
  • Schätze die Vielfalt!

Es zählt, wie wir mit der Irritation umgehen, die die Andersartigkeit auslöst. Halte ich sie aus? Kann ich dieses Erlebnis als Lebenserfahrung integrieren – so wie es sich mir darstellt und ohne es zu bewerten? Oder sehe ich mich durch das Andere sofort Infrage gestellt und reagiere mit Abwehr und Abgrenzung: dem Errichten von Mauern und dem Aufstellen von Regelwerken um zu verhindern, dass das Andere mir nahe kommt?

Veröffentlicht von

Claudia Strixner

ist freie Unternehmensberaterin mit den Schwerpunkten Kommunikation und Organisation in Wachstumsphasen, bei der Neuausrichtung und für inter- und intrakulturelle Veränderungsprozesse.